Kinder der Sonne

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In einer Bearbeitung von Luk Perceval

Leben auf Pump. Es sind privilegierte Menschen, Künstler, Wissenschaftler, Intellektuelle, die im Hause des Biochemikers Protassow an dem Bild einer heiteren, strahlenden Zukunft basteln, während draußen die Cholera wütet. Protassow hat für seine wissenschaftlichen Forschungen sein Vermögen aufgebraucht und sich der Aufgabe verschrieben, einen glücklichen, edlen Menschen zu erschaffen. Dabei nimmt er die Ereignisse, die um ihn herum geschehen, kaum wahr. In seinem Haus leben aufgeklärte Menschen, mehr oder weniger vernünftig, aber auch sie haben sich durch ihre Ignoranz der profanen Außenwelt gegenüber isoliert. Es ist eine geschlossene Gesellschaft, die sich schützt gegen Gewalt, Not und Elend, die draußen herrschen. Hier verschließt eine bürgerliche Mittelschicht, die auf Pump lebt, aber das im großen Stil, die Augen vor dem Unvermeidlichen, vor der trivialen, unperfekten, allzu menschlichen Wirklichkeit. Doch diese realen wie auch imaginären Mauern, die sie um sich errichtet hat, werden, wie die Geschichte bald darauf gezeigt hat, zum Einsturz gebracht.

„Eine kranke Gesellschaft kann erst dann gesunden, wenn die Quellen des Lichts, der Schönheit und des Wissens allen zugänglich sind“, kommentierte der Dichter sein Drama. Maxim Gorki schrieb „Kinder der Sonne“, als er in der Peter-und-Paul-Festung nach dem Arbeiteraufstand im Januar 1905 inhaftiert war, da er als Aufwiegler verdächtigt wurde. Gorki beschreibt das Versagen der Intelligenzia, die Arbeiter und Bauern müssen sich den Zugang zu Kunst und Wissenschaft selbst erkämpfen.

Darsteller Marina Galic, Christina Geiße, Lisa Hagmeister, Jens Harzer, Hans Kremer, Josef Ostendorf, Nadja Schönfeldt, André Szymanski, Oda Thormeyer, Marina Wandruszka, Tilo Werner, Sebastian Zimmler, Patrycia Ziolkowska

Regie Luk Perceval, Bühne Katrin Brack, Kostüme Ursula Renzenbrink, Dramaturgie Beate Heine

Premiere am 24. März 2010, Thalia Theater Hamburg

Ein Dokumentarfilm über die Probenarbeit Marat Burnashev, 58 min

Premiere am 12. November 2010, Thalia Theater Hamburg